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Der Fang

Fischerin:

Mit Augen wie Sicherheitsnadeln heftete ich mich spitz in die Welt ––
ein gelb geschossener Strahl drang mit dem Bohrer in die Augen ––
plötzlich mit einer Feuerscheibe
fiel ein Schimmer in den Widerschein der Pupille ––
plötzlich in einem Lidschlag
entriss die Welt sich dem Augengriff.
Die Fischbucht der Erscheinungen
umgarne ich mit Netzen der Sinne ––
schau:
ein weisser und glatter Fisch ist ein weisser und glatter Tag ––
Knirschen von Kies, Körnern und Schlacke
offenbart Dinge mit Vermutung ––
ich werfe die Netze und sage:
„was ich weiss,
was ich weiss,
das ich weiss.“ ––

Meer:

Ich habe mich breit ausufernd entleert wie ein Epos
mit grünem Blattgesang,
mit rotem Blutgesang ––
glaube an mich
glaube in Abwesenheit
wie an einen Epos glaube blind,
wie an einen Epos weissfleischiger, silberschuppiger Tage ––
Ich haben Fichten das Leben nach einem Schnitt in die harzige Rinde ausgespritzt
ich ––
das ausgeprustete Meer –– aufgeschäumt mit dem Gesang der Welt.
Und du ––
Fischerin vom Ufer
leg’ einen aufgeknöpften Aphorismus auf,
weil mit dem Mund,
den Fingern,
den Ohren,
fängst Du nur Wind ein –– ––

Fischerin:

Ich werfe die Netze aus und rufe:
„Was ich weiss,
was ich weiss,
das ich weiss –– ––“
ich weiss, was für einen Geschmack Apfelbrei auf den Lippen hinterlässt ––
Kirschen schläfrig wie Münder verbeugen sich aus Traumbäumen ––
eine in zwei Herzen zerteilte Birne
hat ein in Saft schwimmendes Zeichen.

Meer:

(mit Gott rechtet die Erde mit vor Zittern heiserer Stimme
sie grollt, Lava verflucht die Erde mit Donner und Gebrüll ––)
Fischerin vom jenseitigen Ufer, Du treibst Dein Netz umsonst hinaus:
mit Fischen, die Du nicht erspähst,
brande ich wie Sud die Ufer entlang ––
Du sprichst am Ufer vom Netz
die fünf Sinne verknüpfst Du mit einer Winde,
aber Du weisst nicht, wieviel Dir fehlt, um zum Fang aufzubrechen ––
wie duftet der Mond bei Frost?
und was für einen Geschmack hat mein Grund?
wie fängst Du
in löchrige und enge Sinne
Heerscharen
von Engeln?

Fischerin:

Ich weiss von Schlacke und Kies nur
dass es knirscht ––
von mit Schuppe plätschernder Welle
dass sie spritzt ––
von der Sense, die quer im Rasen glänzt
dass sie satt ist ––
–– und vom Glänzen der Münder und den Liedern
dass man sie träumt –– ––